Aktueller ADFC-Fahrradklimatest: Auswertung des ADFC Iserlohn

Die Ergebnisse des aktuellen ADFC-Fahrradklimatest liegen nun bundesweit für alle Städte und Kommunen vor. Wir vom ADFC Iserlohn haben uns das Ergebnis für unsere Stadt mal näher angeschaut.

Logo des aktuelle FKT 2022 © ADFC

Das Gesamtergebnis von 2022 zeigt eine Verstetigung des Abwärtstrends in der Beurteilung des Fahrradklimas insgesamt über alle Kriterien hinweg. Besonders der konstante Abwärtstrend fällt sofort auf: von einem Höchstergebnis von Note 3,5 im Jahr 2016 auf 4,5 (ausreichend minus) bei der letzten Erhebung.  

Dies bedeutet letztlich, dass Iserlohn seinen Bewertungsstand nicht halten konnte und im Vergleich mit der übrigen Ortsgrößenklasse deutlich unter dem Durchschnitt zurückbleibt.

  • Betrachtet man die Negativkriterien im Einzelnen, so stellt man fest, dass kein einziges Kriterium oberhalb der 3,0 – Schwelle zu finden ist, und lediglich sechs von 26 Kriterien mehr als ein höfliches „Ausreichend“ erhält.
  • Die Bewertung unter dem Blickwinkel der Alltagsfahrenden, also der zentralen Klientel des ADFC, so stellt man fest, dass von 26 Fragestellungen nur 22 den Ansprüchen der Alltagsradler genügen. Die übrigen Ergebnisse sind mangelhaft bis ungenügend in der Bewertung der Befragten. 

Nur in drei Problembereichen (Fahrraddiebstahl, Medienberichte und Oberfläche der Radverkehrsflächen) hat sich die Lage gegenüber der „sonstigen“ Stichprobe in der Kommastelle durchsetzen können.

  • Ein planerisches Problem wird sichtbar, wenn man die Platzierungen des Problems Abstellanlagen in der Rangliste der OK mit der Landesliste vergleicht: Plätze 9 bzw. 8. In Verbindung mit den Äußerungen zu den Abstellanlagen herrscht Einigkeit auf der Fläche. Dabei fällt jedoch auf, dass lediglich die Gefahr von Fahrraddiebstählen als geringfügig angesehen wird, was vermutlich durch geringes kriminelles Interesse an der Teilnahme am Radverkehr besteht. 

In Städten wie Iserlohn, Fröndenberg oder Menden haben sich Radfahrende schon lange mit der Mangelbewirtschaftung arrangiert, wenn Anlehnbügel so aufgestellt werden, dass sie bei Freiluftveranstaltungen problemlos abgebaut werden können. In Iserlohn ist der gute Wille der Öffentlichen Hand erkennbar, wenn ein Fahrrad-Parkraum bereitgestellt wird, dieser durch seinen geometrischen Zuschnitt nur sehr eingeschränkt nutzbar ist. Immerhin existiert in Iserlohn ein Bewusstsein für das Problem, und Hoffnung wie Erwartung auf adäquate Lösungen sind durchaus begründet.

Aus den Platzierungen lässt sich vermutlich der Rückschluss ableiten, dass auf Grund der Geländebeschaffenheit Fahrräder nur sehr eingeschränkt als Diebesgut in Frage kommen. Trotzdem ist die Aufmerksamkeit für das abgestellte, häufig durchaus wertvolle Fahrzeug beträchtlich, wie die hochrangige Platzierung des Kriminalitätsproblems belegt.  

  • „Zügiges Fahren“ hat in Iserlohn einen deutlich höheren Stellenwert als im landesweiten Ergebnis, das dieses Kriterium auf den vorletzten Platz setzt. 

Die Erklärung dafür kann zum einen bedeuten, dass die Möglichkeit des zügigen Fahrens ohne Schikanen, Aufforderung zum Absteigen und Schieben oder die Verbannung auf Gehwege und Zebrastreifen landesweit zur Selbständigkeit geworden ist. 

Unter den Befragten in Iserlohn ist diese Erwartung offenbar deutlich verbreitet. Diese Möglichkeit wird derzeit verbessert, indem die alte Bahntrasse in Richtung Duloh und Hemer in ihrer Gesamtheit priorisiert wird. Damit rückt die Stadt einen Schritt näher an die Fahrradfreundlichkeit heran. Allerdings ist zu erwarten, dass eine solche, für deutsche Verhältnisse unerhörte Maßnahme den Zorn des motorisierten Volkes erwecken könnte.

  • Die gute Beurteilung der Medienberichte ist zweifellos auch das Ergebnis einer markanten und wahrnehmbaren Pressearbeit des ADFC und seiner Kooperationspartnerschaften. 

Per Saldo bleibt der Alltagsradverkehr hinter den Notwendigkeiten Erwartungen deutlich zurück, und Iserlohn verfehlt angesichts einer Gesamtnote von 4,48 das Klassenziel. 

  • Besonders die lebenserhaltenden Kriterien offenbaren in ihrem Ergebnis eine erschreckende Tendenz: Ampelschaltungen und Verkehrsführung an Baustellen erhalten Bewertungen von 5,1, also mangelhaft mit einer Tendenz zum „Ungenügend“. Auch die Probleme Mischverkehr, Radwegbreite, Hindernisse und Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühlt finden sich in der unteren Ebene der Bewertung. 
  • Wenn man außerdem hinzuzieht, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt im Vergleich zur Größenklasse mit -1,5 Punkten am Ende der Bewertung steht, so leitet sich daraus ein beträchtlicher Rückstand gegenüber den Erwartungen und Notwendigkeiten der Radfahrenden ab – und darüber hinaus ein wesentlicher Ansatz für die Verantwortlichen im Rathaus. 

Auf Bundes- und Landesebene steht Iserlohn insgesamt auf den Plätzen 107 (von 113) bzw. 42 (von 46). Aus den Platzierungen lässt sich vermutlich der Rückschluss ableiten, dass auf Grund der Geländebeschaffenheit Fahrräder nur sehr eingeschränkt als Diebesgut in Frage kommen. Trotzdem ist die Aufmerksamkeit für das abgestellte, häufig durchaus wertvolle Fahrzeug beträchtlich, wie die hochrangige Platzierung des Kriminalitätsproblems belegt.  

  • Radwege, Radstreifen und andere Leitlinien im Iserlohner Stadtverkehr werden mit einer 4,8 (mangelhaft) ausgewiesen. Dies erscheint im Vergleich mit den Nachbarstädten als eine Klage auf hohem Niveau. 

Tatsächlich verfügen Radfahrende hier über ein durchaus beachtliches Angebot an Radverkehrslinien, insbesondere mit Blick auf die orographische Gestalt der Landschaft, die der direkten Linienziehung enge Grenzen setzt. Ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus veranschaulicht jedoch die weitgehende Stagnation in weitem Umkreis, die bis zur Ausgrenzung des Radverkehrs aus weiten Bereichen der städtischen Flächen.

Andererseits zeigt die Entwicklung der Zahlen seit 2012 auch, dass ein zunehmendes kritisches Bewusstsein in der Bevölkerung Platz greift. Informationen aus Nachbarländern, in denen der Radverkehr mit der notwendigen Selbstverständlichkeit akzeptiert und gefördert wird, die hierzulande gewachsen ist, jedoch nicht in den politischen Raum durchstößt. 

Die derzeitige politische, wirtschaftliche und infrastrukturelle Lage lässt momentan keine Spekulation über den verkehrspolitischen Verlauf der kommenden Jahre als seriös erscheinen. Allerdings kann und darf mit weiteren Fortschritten im Radverkehrsnetz der Stadt Iserlohn gerechnet werden.


https://maerkischer-kreis.adfc.de/artikel/fahrradklimatest-auswertung-des-adfc-iserlohn

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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